Eine äußerst
sehenswerte Produktion hat die Wiener Staatsoper mit dieser Neuinszenierung auf
die Beine gestellt. Das Bühnenbild von Rolf
Glittenberg ist hell und bunt zugleich sowie
gefällig für das Auge. Die Handlung in ein Szenario der 1950-er Jahre zu
stellen, kommt als netter Gag durchaus zu seinem Recht. Nur die Kostüme von Marianne Glittenberg
sind vor allem für die Titelheldin nicht immer von Vorteil.
Die Regie von Sven-Eric Bechtolf
setzt kuriose Effekte, so dass Langeweile nicht Platz greifen kann.
Die Partie der
Angelina wird von Tara Erraught witzig dargestellt und furios gesungen. Wenn
sie auch nicht dem Knochengerüst entspricht, als das sie ihr Stiefvater
bezeichnet, sondern eher ein kleines Dickerchen ist, so wirkt sich das
keineswegs kontraproduktiv auf ihre Glaubwürdigkeit aus. Sie strahlt so viel an
jugendlicher Naivität und Unbekümmertheit aus, dass ihr diese Rolle auf den Leib
geschneidert zu sein scheint. Tara Erraught muss man
einfach lieben.
Ihr zur Seite der
junge Dmitry Korchak, der
äußerlich ebenso glaubhaft wirkt. Sein Belcanto-Tenor zeigt bloß in
schwindelnden Höhen einen begleitenden rauen Ton, jedoch muss man ihm das
aufgrund der Schwierigkeit der Partie durchaus nachsehen.
Als die beiden
Schwestern geben Valentina Nafortina (Clorinda) und Margarita Gritskova
(Tisbe) sowohl darstellerisch, gesanglich wie optisch
eine reizvolle Performance. Auch Alessandro
Corbelli als Don Magnifico,
Vito Priante
als Dandini, vor allem aber Ildebrando D’Arcangelo als Alidoro brillieren
in ihrem jeweiligen Fach.
Der einzige
Minuspunkt des Abends ist Dirigent Jesus
López-Cobos, der ohne jegliches
Verve die Vorstellung über die Runden bringt. Sogar das Orchester lässt sich
von der geringen Ambition anstecken, so dass manch unpassender Ton von den
Hörnern zu vernehmen ist.
Trotzdem ein
vergnüglicher Abend, der dem Publikum kurzen, heftigen Applaus entlockt.
5. Februar 2013
Eleonore Moser