Gute Laune pur

„La Cenerentola“ von Gioachino Rossini

Vorstellung an der Wiener Staatsoper
vom 4. Februar 2013

Eine äußerst sehenswerte Produktion hat die Wiener Staatsoper mit dieser Neuinszenierung auf die Beine gestellt. Das Bühnenbild von Rolf Glittenberg ist hell und bunt zugleich sowie gefällig für das Auge. Die Handlung in ein Szenario der 1950-er Jahre zu stellen, kommt als netter Gag durchaus zu seinem Recht. Nur die Kostüme von Marianne Glittenberg sind vor allem für die Titelheldin nicht immer von Vorteil.

Die Regie von Sven-Eric Bechtolf setzt kuriose Effekte, so dass Langeweile nicht Platz greifen kann.

Die Partie der Angelina wird von Tara Erraught witzig dargestellt und furios gesungen. Wenn sie auch nicht dem Knochengerüst entspricht, als das sie ihr Stiefvater bezeichnet, sondern eher ein kleines Dickerchen ist, so wirkt sich das keineswegs kontraproduktiv auf ihre Glaubwürdigkeit aus. Sie strahlt so viel an jugendlicher Naivität und Unbekümmertheit aus, dass ihr diese Rolle auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Tara Erraught muss man einfach lieben.

Ihr zur Seite der junge Dmitry Korchak, der äußerlich ebenso glaubhaft wirkt. Sein Belcanto-Tenor zeigt bloß in schwindelnden Höhen einen begleitenden rauen Ton, jedoch muss man ihm das aufgrund der Schwierigkeit der Partie durchaus nachsehen.

Als die beiden Schwestern geben Valentina Nafortina (Clorinda) und Margarita Gritskova (Tisbe) sowohl darstellerisch, gesanglich wie optisch eine reizvolle Performance. Auch Alessandro Corbelli als Don Magnifico, Vito Priante als Dandini, vor allem aber Ildebrando D’Arcangelo als Alidoro  brillieren in ihrem jeweiligen Fach.

Der einzige Minuspunkt des Abends ist Dirigent Jesus López-Cobos, der ohne jegliches Verve die Vorstellung über die Runden bringt. Sogar das Orchester lässt sich von der geringen Ambition anstecken, so dass manch unpassender Ton von den Hörnern zu vernehmen ist.

Trotzdem ein vergnüglicher Abend, der dem Publikum kurzen, heftigen Applaus entlockt.

5. Februar 2013

Eleonore Moser