Da ist was los!"Benvenuto Cellini" von Hector Berlioz
Der Regisseur Philip Stölzl wollte dem Publikum etwas Ungewöhnliches bieten, und das ist ihm gelungen. Da Hector Berlioz sein Werk "Benvenuto Cellini" als Komische Oper titulierte, ist es durchaus legitim, die ganze Sache nicht zu ernst zu nehmen. Da überwiegt vor allem viel Buntheit (Kostüme Kathi Maurer), viele Kostümvariationen vom Alien bis zur Prinzessin, vom Ritter zum Walfisch; es ist einfach alles enthalten, was die Sinne anspricht. Auch die Massenszenen dieser gewiss schwierig zu inszenierenden Oper sind gut aufgelöst und der Zuschauer empfindet Freude, das Geschehen zu betrachten. Stölzl empfiehlt sich als Jean-Pierre Ponnelle der Gegenwart. Hier ist ein Beispiel, wie Oper modern inszeniert sein kann und trotzdem sehr gut beim Publikum ankommt. Wenn das optische Geschehen erfreut, dann oftmals nicht das akustische. Zwar ist Maija Kovalevska als Teresa ein schöner Anblick, ihre Stimme öffnet sich in der Höhe zu viel Volumen, doch wird ihr Sopran nicht immer in klarer Linie geführt. Kate Aldrich's Partie als Ascanio ist nicht allzu groß, doch bereitet es stetes Vergnügen, ihren Mezzo zu hören. Hingegen enttäuscht Burkhard Fritz als Cellini, der sich rechtens abmüht. Die Partie ist extrem hoch und daher schwierig zu bewältigen. Er lässt zwar manchmal gutes Material aufblitzen, bald danach mündet sein Bemühen jedoch oft in Unhörbarkeit. Darstellerisch gibt er sein Bestes und zeigt sich immerhin typmäßig gut besetzt. Laurent Naouri als Fieramosca ist köstlich in der Darstellung und sicher mit seinem Bariton. Auch Brindley Sherratt als Giacomo Balducci sowie Mikhail Petrenko als Papst Clemens VI gestalten ihre Rollen gut. Als große Enttäuschung des Abends ist Valery Gergiev zu bezeichnen. Er arbeitet zu wenig die Farbenpracht der facettenreichen und rhythmischen Musik von Berlioz heraus. Das Ganze hört sich an wie ein Brei, in dem Gergiev kräftig rührt. Die Philharmoniker passen sich der Schlampigkeit des Dirigenten an und innerhalb der Blechbläsern sind so manche Misstöne zu vernehmen. Diese Leistung ist des guten Rufs der Philharmoniker nicht würdig. Der Chor der Wiener Staatsoper klingt hingegen erfreulicherweise phänomenal transparent und durchschlagskräftig. Die gute Laune, welche der Regisseur durch seine Inszenierung in die Herzen der Zuschauer zaubert, lässt sich durch die glanzlose Darbietung des Orchesters nicht trüben. Das Publikum jauchzt, jubelt und trampelt am Schluss, so dass diese Inszenierung als voller Erfolg zu werten ist. 11. August 2007 |