"Madama Butterfly" von Giacomo Puccini

Neuinszenierung an der Wiener Staatsoper am 7. September 2020

 

Ein solcher Prominentenauflauf wurde schon lange nicht an der Wiener Staatsoper anlässlich einer Neuinszenierung gesichtet. Offenbar wollten alle bei der Debütvorstellung von Bogdan Roscic als Intendant der Oper dabei sein.

 

Die Bühnenbilder sind es wirklich wert, sie gegen die alte Inszenierung einzutauschen. Ein farbenfrohes Spiel, das die Bühne in all ihrer Breite einnimmt und obendrein nach oben gespiegelt wird, so dass die Szene opulent wirkt. Dennoch ist nicht wirklich von Hollywood-Kitsch zu sprechen, den manche im Vorfeld schon ahnten, da der bereits verstorbene Filmregisseur Anthony Minghella dafür verantwortlich zeichnet. Es wird von der Ehefrau des Regisseurs, Carolyn Choa, zu keinem übertriebenen Spektakel geführt, sondern eher reduziert, mit viel Atmosphäre, gezeigt.

 

Die Sopranistin Asmik Gregorian verkörpert die Butterfly. Sie ist zierlich und schmal, wirkt dadurch zerbrechlich und für die Rolle passend. Stimmlich ist sie den hohen Anforderungen der Partie nicht gänzlich gewachsen. In den Höhen kämpft sie immer wieder mit der Schwierigkeit, sie zu bewältigen. Gleichzeitig strahlt sie eher Kühle aus, so dass man ihr das psychische Leid nicht ganz abnimmt. Sie ist für die Partie der Salome in Salzburg genial besetzt gewesen, darin war sie glaubhaft. Als Butterfly bleibt sie zu unpersönlich.

 

Tenor Freddie de Tommaso ist stimmlich ein Volltreffer. Die Höhen werden sicher genommen, er muss die Fülle seiner Stimme eher zügeln. Auch er hat aber kaum Ausstrahlung, man kann ihm den Verführer nicht glauben. So bleibt die Beziehung der beiden doch meist wenig glaubwürdig. Zweifellos ist aber De Tommaso ein Gewinn für die Staatsoper.

 

Boris Pinkhasovich als Sharpless scheint die Entdeckung des Abends zu sein. Ein derart wohlkingender, voluminöser Bariton in einer relativ kleinen Partie lässt aufhorchen. Für ihn wünscht man sich möglichst viele Partien in der Zukunft.

 

Ebenso besonderen Wohlklang kann Virginie Verrez als Suzuki mit ihrem Mezzo verstrahlen. Auch sie ist eine fulminante Endeckung des Hausherrn.

 

Philippe Jordan dirigiert das Orchester expressiv und subtil einfühlsam zugleich. Er ist als Dirigent und Musikdirektor des Hauses ein großartiger Wurf. 

 

Das Publikum ist durch die aus epidemologischen Gründen geforderte Minderzahl ein wenig zurückhaltend, dennoch gibt es viele Bravorufe und kein einziges Buh. Wenn das nicht ein toller Einstieg des Intendanten ist?

 

8. September 2020

Eleonore Moser