Ein Fest für Boris

"Boris Godunow" von Modest Mussorgsky

Premiere in der Wiener Staatsoper am 28. Mai 2007

Einen fulminanten Erfolg konnte die Neuproduktion der Wiener Staatsoper mit diesem "Boris Godunow" erzielen. Diese ungeteilte Zustimmung ist vor allem auf das in sich geschlossen gute Sängerensemble zurückzuführen. Allen voran selbstverständlich Ferruccio Furlanetto als Boris: Dieser vielschichtig schattierte Bassbariton überzeugt in jeder Sekunde nicht nur stimmlich, sondern vermag auch darstellerisch zu erschüttern. Ein jung wirkender Boris mit unverbrauchter Stimme, der wohl unangefochten weltweit als der Beste in dieser Partie gelten wird.

Falk Struckmann als Rangoni überzeugt ebenfalls erwartungsgemäß. Das Intrigantenhafte scheint Struckmann besonders zu liegen, denn gerade in solchen Partien hinterlässt er einen nachhaltigen Eindruck.

Als Schenkenwirtin zeigt Janina Baechle (à la Andrea Kdolsky) Üppigkeit und noch dazu gute Stimme. Nadia Krasteva als Marina Mnischek ist schlechthin eine Traumbesetzung aufgrund der erotischen Ausstrahlung durch sowohl blendende Figur als auch entsprechend stimmliches Timbre.

Singschauspieler Heinz Zednik findet in dieser Oper wieder eine ideale Rolle als Gottesnarr, Robert Holl als Piment ist hier mit seinem noblen Bassbariton passend besetzt.

Die Inszenierung von Yannis Kokkos stört nicht, und das ist heutzutage bereits als enormer Vorteil zu werten. Die in düsteren Farben gehaltenen Bühnenbilder sowie die teilweise modern gehaltenen Kostüme fügen sich gut in das Geschehen; auch die Personenführung ist durchaus nachvollziehbar.

Dirigent Daniele Gatti vermag erneut die Wiener Philharmoniker alias Staatsopernorchester zu höchstem Einsatz verführen. Enorme Klangtransparenz und aufwühlende Tempi sind die Folge. Die Hörner und Trompeten spielen fehlerfrei, Klarinettist Ernst Ottensamer als wohl meistgeforderter Instrumentalsolist des Abends spielt bravourös, Martin Gabriel entzückt mit melancholischem Oboenklang. Auch Michael Werba, Fagott, kommt diesmal mit einigen signifikanten Soloeinlagen (vor allem zu Beginn) zum Zug, Walter Auer ist einfühlsamer erster Flötist.

Ein Abend, der wohl jeden Zuschauer begeisterte, was sich in lautstarker Zustimmung äußerte und keinen Platz für Buhrufe ließ.

29. Mai 2007
Eleonore Moser