La BohèmeWiener Staatsoper 6.1.2022Trotz der Hindernisse, die den kulturinteressierten Menschen in den Weg gelegt werden, war die Staatsoper ziemlich voll mit Publikum. Die Atmosphäre in der Oper war weniger bedrückend als 10 Tage davor bei Tosca. Die Pausenräume schienen voll bestückt, alle Tische belegt, ich hatte keine Chance auf mein obligates Glas Sekt. Ist nicht gerade das ein enormer Beweis, dass trotz der Torpedierung der Kulturstätten durch kaum erträgliche Auflagen, das Publikum dies alles in Kauf nimmt, um in die Oper zu gelangen? Ist das nicht ein Beweis für die lebenswichtige Notwendigkeit der Kultur? Dies war meine 63. Aufführung jener Oper, die ich genau vor 57 Jahren das erste Mal auf dieser Bühne sah. Rührend fand ich, dass alles noch so war wie damals. Wie tröstlich ist doch, dass es Dinge gibt, die in dieser schnelllebigen Zeit nicht so rasch vernichtet werden. La Bohème und Tosca sind diese wunderbaren Edelsteine von Inszenierungen auf unserer Opernbühne, die niemals zu altern und zu vergehen scheinen. Die Protagonisten sind nun völlig andere, aber auch sie fügen sich in dieses Kunstwerk ein, ohne ihren jeweils eigenen Stil abzulegen. Diese wunderbare Nicole Car, die in jeder Partie berührend ist, da passt auch Mimi genau auf sie. Etienne Dupuis als Marcello ist ein unglaublich faszinierender Bariton mit vollem Stimmumfang, Saimir Pirgu ein Gewinn als Rodolfo, der tenoralen Glanz und viel Gefühl mitbringt. Auch Slavka Zamecnikova als Musetta leistet ihren Teil zu der gelungenen Aufführung. Es ist Bogdan Roscic zu danken, dass er diese oft schier unüberwindlichen Hindernisse bewältigt und für das Haus kämpft. Keiner der Direktoren war mit derlei Problemen konfrontiert. Er macht das mit Bravour und ich hoffe, dass dies auch bei einer anstehenden Vertragsverlängerung stark in Anrechnung kommt. 7. Jänner 2022 |