Weniger ist oftmals mehr
„Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss
(Text von Hugo von Hofmannsthal)
Vorstellung im Haus für Mozart, Salzburg,
vom 31. Juli 2012
Da machte man sich die Mühe, die Erstfassung
der „Ariadne“ mit erstklassig schauspielernden und singenden Künstlern in
opulenter Ausstattung zu zeigen. Zum Glück wird die Wiener Staatsoper das Werk
in der üblichen Zweitfassung im Dezember übernehmen. Denn die Erstfassung macht
deutlich, dass es plausible Gründe dafür gab, wenn sich der Komponist dazu
entschloss, ein Werk umzuschreiben. Es erfordert doch viel an Geduld, diesem
Stück im Stück im Stück zu folgen, ohne zeitweise in ein Nickerchen zu
verfallen. Von einem solchen Nickerchen hält vornehmlich der
Vollblutschauspieler Cornelius Obonya als Jourdin ab, denn er kann in
diesem Stück seine Rampensau in allen Facetten hervorkehren. Neben ihm glänzen
auch Peter Matic als Haushofmeister und Regina Fritsch als
Ottonie.
Die Bühnenausstattung und Kostüme sind von
nobler Ästhetik. Die Namen Rolf und Marianne Glittenberg bürgen eben für
Qualität. Als Regisseur zeigt Sven-Eric Bechtolf, dass man auch durch
bestes Handwerk eine überfrachtete Handlung nicht zum Besseren wenden kann.
Emily Magee gibt
als Ariadne eine gute Leistung, Elena Mosuc als Zerbinetta machen die
halsbrecherischen Koloraturen keinerlei Mühe, das Team Gabriel
Bermúdez (Harlekin), Michael Laurenz (Scaramuccio), Tobias Kehrer
(Truffaldin), Martin
Mitterrutzner (Brighella) geben stimmlich und darstellerisch eine überzeugende Performance.
Der Star des Abends beweist, dass es lohnt,
bis zu seinem langersehnten Auftritt durchzuhalten. Jonas Kaufmann ist
ein phänomenal strahlender, wirklich göttlicher Bacchus. Sein viril klingender
Tenor hat enorme Durchschlagskraft und keinerlei Schwierigkeiten mit den dieser
Partie innewohnenden hohen Lagen. Er erbringt eine wohl kaum zu
übertreffende Leistung.
Daniel Harding
dirigiert unauffällig und lässt dabei die Soloinstrumentalisten gut zur Geltung
kommen. Somit können Rainer Küchl als Konzertmeister, Daniel
Ottensamer (Klarinettist) Clemens Horak (Oboe), Franz Bartolomey
(Violoncello), Gotthard Eder (Trompete) wiederholt durch ihre
beeindruckenden Leistungen Aufmerksamkeit erringen.
Man kann gespannt sein, wie sich diese
Inszenierung in der üblichen strafferen Zweitfassung an der Wiener Staatsoper
ausnehmen wird. Vermutlich weitaus besser, denn weniger ist doch meist
mehr.
1. August 2012
Eleonore Moser