Drei Primadonnen„Ariadne auf Naxos“ von Richard StraussPremiere an der Wiener Staatsoper am 19. Dezember 2012Nun wurde die
Salzburger Inszenierung nach Wien transferiert, jedoch als überarbeitete und
gekürzte Fassung – welche Wohltat! Die ästhetisch ansprechenden
Bühnenbilder (Rolf Glittenberg)
und Kostüme (Marianne Glittenberg) fanden auch hier beim Publikum Gefallen. In
der vertrauten kurzweiligen Fassung hat die Aufführung in der abermaligen Regie
von Sven-Eric Bechtolf deutlich an Reiz gewonnen. Als Komponist gibt
Christine Schäfer eine starke
Präsenz. Ihr Sopran verfügt in hohen Lagen über einen reizvollen silbrigen
Beiklang. Wenn sie mit ihrer Figur nicht ideal passend ist, so macht sie das in
ihrem Spiel und mit dem Bubengesicht wett. Daniela Fally ist eine Zerbinetta,
wie sie heutzutage wohl kaum überboten werden kann. Ihre süße, mädchenhafte
Ausstrahlung, ihre Schönheit und ihre keineswegs outrierte
Koketterie sind die Draufgabe zu ihrem herrlichen jugendlichen Sopran, mit dem
sie mühelos alle schwierigen Koloraturen der Partie meistert. Als dritte
hervorragende Solistin gibt Krassimira Stoyanova mit ihrer fraulich-reifen,
fülligen Sopranstimme in der Titelpartie
eine überzeugende Leistung. Für Stephen Gould ist es da um einiges härter,
als „Nachfolger“ von Jonas Kaufmann, der in Salzburg den Bacchus sang, zu
agieren. An Gould merkt man, wie enorm schwierig diese an sich kurze Partie zu
bewältigen ist. Denn als Siegfried oder Tannhäuser hat Gould nie Probleme
gezeigt, während er als Bacchus in hohen Lagen immer wieder Unsicherheiten hörbar
macht. Dazu kommt, dass man fast jede Partie, in der man Jonas Kaufmann sah und
hörte, „Kaufmann-geschädigt“ ist, denn Jonas Kaufmann setzt an Ausstrahlung und
in Spiel solch hohe Maßstäbe, die von keinem anderen Tenor erfüllt werden
können. Adam Plachetka ist als Harlekin luxuriös besetzt, Carlos Osuna
als Scaramuccio, Andreas
Hörl als Truffaldin und
Pavel Kolgatin
als Brighella ergänzen das Ensemble mit gekonntem
Einsatz und guten Stimmen. Das ist eine
richtige wienerische „Ariadne“, die hier Franz
Welser-Möst dirigiert, denn sie enthält Charme,
Schwung und rauschhafte Klänge - ein deutlicher Gewinn gegenüber der Salzburger
Aufführung. Das Publikum
bejubelt vornehmlich die drei Protagonistinnen und Welser-Möst.
Die Regie bekommt keinen einzigen Buhruf ab – eine Seltenheit hier in Wien. 20. Dezember 2012 Eleonore Moser |